Kirchenraum-Tage – Ein Resümee
Kirchenraum-Tage – Ein Resümee
Sechs Kirchenraum-Tage – zwei im Juli und vier im August – sind zu Ende. Besucheranstürme hat es nicht gegeben, aber die Tage wurden wahrgenommen und besucht. Durch eine frühzeitige Werbung wäre vielleicht das Projekt mehr Menschen zugänglich geworden, aber so ist das, wenn eine Idee wächst.
Wie kam ich überhaupt auf die Idee der Kirchenraum-Tage?
Es war im letzten Winter. Ich war auf Besuch in einer anderen Stadt, als ich eher zufällig eine Kirche betrat, die auf meinem Spazierweg lag. Es war warm in der Kirche (anderes Bistum) und leise Musik spielte. Ich war gleichzeitig überrascht und fasziniert, welch wohlige Stimmung sich in mir ausbreitete, sie glich fast einer Einladung zum „hierbleiben“. Diese tolle Idee ließ mich nicht mehr los.
.. und dann las ich in einem Buch, dass man in einer ebenfalls größeren Stadt Liegestühle auf den Kirchenplatz aufgestellt hatte und so die Passanten zum Ausruhen und Innehalten einlud – unter den Augen Gottes sozusagen. Und dieses Angebot wurde sehr gut angenommen, damit hatte im Vorfeld keiner gerechnet.
Mitte Juni saß ich an meinem Schreibtisch und überlegte, wie ich diese Ideen umsetzen könnte. Juli und August sind die wärmsten Monate und garantieren eine warme Kirche. In der heutigen digitalen Welt ist Musik an jedem Ort verfügbar, viele Kerzen und Teelichter aufstellen und – fertig?!
Im Juli gab es nur zwei Kirchenraum-Tage, die ich absichtlich auf schöne und warme Sommerabende legte. Aber auf das Wetter Rücksicht nehmen bedeutet leider auch „sehr kurzfristige“ Termine, die vermutlich erst gar nicht wahrgenommen werden. In der zweiten Julihälfte war ich mit dem Besuch der französischen Gäste beschäftigt, die Ende Juli abreisten, aber eine neue Idee war geboren.
Für August plante ich nun vier Termine – vom Wetter unabhängig – und veröffentlichte sie im Internet und in den Aushängen. Leider verpasste ich den Anmeldeschluss des 4-wöchigen Pfarrbriefes.
Der Liegestuhl
Den Liegestuhl vor dem Hochaltar aufzustellen, kostete mich ein bisschen Mut. Ausruhen vor Gott – nicht draußen vor der Tür, sondern hier in seinem Haus! Das würde für alle eine ganz neue Erfahrung werden!
Als Kind kannte ich vor allem den strafenden Gott, dem ich meist ängstlich begegnete. Nicht rennen in der Kirche, leise sein, knien, stehen, beugen gehören zwar heute auch noch „zum guten Ton“, aber ausruhen, relaxen – sichtbar in einem Liegestuhl?
Wenn keiner kommt, lege ich mich in den Stuhl und bete den Rosenkranz, dachte ich. Gedacht, getan: aber was für ein Gefühl überkam mich, als ich tatsächlich drin lag? Zuerst spürte ich eine innere Ruhe, die ich so nicht erwartet hätte, dann ein Gefühl der Entspannung und Behaglichkeit, keine Spur von schlechtem Gewissen oder Respektlosigkeit. Im Gegenteil: spontan fiel mir das Lied „Geborgen in dir Gott“ ein und ich konnte dies nur bestätigen. In Gedanken entschuldigte ich mich beim Herrn, dass ich jetzt nicht betete, sondern einfach nur dieses Gefühl weiter genießen wollte.
Die Besucherzahl blieb übersichtlich, steigerte sich jedoch von Termin zu Termin. Einige Besucher kamen sogar wieder und wieder! Zu den Besuchern gehörte auch Susanne Kloft aus dem Ortsausschuss, die dieses Projekt und mich von Anfang an unterstützte. Der Kirchenraum mit den vielen Kerzenlichtern und der entspannenden Musik war auf eine besondere Art faszinierend und hervorragend geeignet, um den eigenen Gedanken nachzuhängen und zur Ruhe zu kommen.
Der Liegestuhl wurde überraschend gut angenommen und ich vermute, dass die Besucher meine Gefühle teilten.
Für den letzten Termin hatten Susanne und ich uns überlegt, dass wir einen schönen Abschluss der Projekttage anbieten sollten, und so kamen wir auf den Gedanken mit den Liedern gegen Krieg und Gewalt. Anstatt des Liegestuhles stellten wir Stühle in den Raum vor den Seitenaltären und viele „Friedenstauben“ ließen den Blick verweilen. Zusätzlich war der Kirchraum in blau-gelbes Licht getaucht.
Ab 20.30 Uhr nutzten wir die Gelegenheit zum Austausch bei einem Glas Sekt/Wasser und mit selbstgebackenem Sesambrot. Wir waren 10 Personen und ich bekam viel Lob für dieses Projekt und auch den einen oder anderen Tipp, wie es noch besser sein könnte. Danke dafür! Eines war ganz klar: Unbedingt wiederholen!
Man ist nie wirklich alleine, im Hintergrund ist immer jemand da, der unterstützt und trägt: Ein herzliches Dankeschön an Margarete Nilges aus dem Pfarrbüro, Marina Jung und Herrn Pfarrer Hufsky! Und dir, liebe Susanne, ganz besonders!
Silvia Baumann
Küsterin in Hahn am See
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